Am Mittwoch, dem 17. März 2010, reisen zwei Ingenieure und ein Architekt der Bauhaus-Universität Weimar im Rahmen eines Einsatzes der Deutschen TaskForce Erdbeben in die von dem extrem starken Erdbeben mit Magnitude 8,3 betroffenen Regionen Chiles.

Sie treffen dort auf die bereits vor Ort tätigen Seismologen des GeoForschungsZentrums Potsdam und übernehmen die Messtechnik, die für die Registrierung von Nachbeben und die kurzzeitige Instrumentierung der Typenbauweisen vorgesehen sind. Ein Schwerpunkt der Auswertung besteht in der Analyse der überlagernden Effekte, die sich aus den Wirkungen von Erdbeben und nachfolgenden Flutwellen (Tsunami) ableiten lassen. Des Weiteren ist aufgrund der großen Stärke der Ereignisse von Interesse, welche Gebäude diese Bodenbewegungen ohne größere Schädigung überstanden haben und inwieweit über Computer-Modelle ein solch gutmütiges Verhalten nachvollzogen werden kann.

Der Einsatz wird zwei Wochen dauern. Die beiden Ingenieure des Erdbebenzentrums werden von einem chilenischen CONICYT (Kooperationspartner des DAAD) – Stipendiaten der Fakultät Architektur, Lehrstuhl Informatik in der Architektur begleitet. Unterstützt wird der Einsatz u.a. durch die Deutsche Gesellschaft für Erdbebeningenieurwesen und Baudynamik e.V. (DGEB).

Die Aufgaben bestehen in der Aufnahme der Gebäudesubstanz und der Identifikation der vorhandenen, für die Erdbebenwiderstandsfähigkeit tauglichen Tragsysteme sowie der Klärung untergrundbedingter Verstärkungseffekte insbesondere in Regionen auffälliger Schadenskonzentration. Die auffällig gewordenen Schäden an Gebäuden sind zu dokumentieren; typische Schadensmuster sind für die vorherrschenden Bauweisen herauszuarbeiten, um Konsequenzen für die Auslegungspraxis abzuleiten und die Effizienz der bestehenden Bauvorschriften spiegeln zu können. Bestandsaufnahmen werden bereits vor Ort in moderne Geografische Informationssysteme überführt.

In der Hauptstadt Santiago de Chile sind Kontakte mit den lokalen Einrichtungen vorbereitet, die eine gemeinsame Inspektion der besonders betroffenen Gebiete ermöglichen.

Es gibt nur wenige Beispiele in der jüngeren Vergangenheit, wo das Wechselspiel zwischen erdbebenbedingten Vorschädigung mit den Effekten anprallender Wassermassen nachvollzogen werden kann. Insofern besteht insbesondere in den Küstengebieten ein Bedarf an ereignisgerechten Konstruktionslösungen, die ungeachtet der längerfristig greifenden Planungsentscheidungen kurzfristig vorzulegen sind. Nicht zuletzt, um künftig besser auf das Auftreten sich überlagernder Naturgefahren vorbereitet zu sein.